Nicht jeder steht vor der Frage, sich nach dem Studium für eine gesetzliche oder eine private Krankenversicherung zu entscheiden. Wer einen sozialversicherungspflichtigen Job annimmt, kann sich nur frei entscheiden, wenn das Einkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) (in 2019 beträgt diese 5.062,50 EUR monatlich) liegt. Anders sieht es für diejenigen aus, die sich für den direkten Weg vom Hörsaal in den Chefsessel entscheiden. Wer sich selbstständig machen möchte, kann sich sofort frei entscheiden, wie er sich krankenversichern möchte.
Einige grundlegende Anmerkungen vorweg
Wer nach dem Studium Unternehmer werden möchte und keine schwerwiegenden Vorerkrankungen aufweist, wird kurzfristig in fast allen Fällen mit einer PKV besser fahren. Wer allerdings aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Krankheitsrisiko trägt, muss mit deutlich höheren PKV-Beiträgen rechnen. Die gesetzliche Krankenversicherung ist ein Solidarsystem, das auch eine Umverteilung von den gesunden jungen Versicherten zu den kranken und alten Versicherten vornimmt. Demgegenüber berücksichtigen die Beiträge privater Versicherungen die individuellen Gesundheitsrisiken. Deswegen ist es nur logisch, dass junge Hochschulabsolventen in vielen Fällen in privaten Krankenversicherungen deutlich niedrigere Beiträge zahlen und oft sogar bessere Leistungen in Anspruch nehmen können. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber den späteren Rückweg in die gesetzliche Krankenversicherung mit hohen Hürden versehen. Das bedeutet nicht, dass es immer eine schlechte Entscheidung ist, sich privat zu versichern. Es bedeutet nur, dass kurzfristige Einsparungen nicht das Hauptargument bei der Entscheidung sein sollten.
Vorteile privater Krankenversicherungen
Die Tarife der Privatversicherungen unterscheiden sich und sind darüber hinaus nach dem Baukastenprinzip gestaltet. Das bedeutet, dass zusätzliche Leistungen individuell hinzu gebucht werden können. Deswegen gelten die hier aufgeführten Vorteile nicht zwingend in jedem Tarif, aber in den meisten. Im Fall eines stationären Krankenhausaufenthalts liegen die wesentlichen Vorteile in der Chefarztbehandlung und dem Anspruch auf ein Einbettzimmer. Darüber hinaus übernehmen private Kassen auch Kosten für Behandlungen, die gesetzliche Krankenversicherungen nicht übernehmen. Beispiele sind alternative Heilmethoden oder auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, die gesetzlich Versicherte als so genannte IGEL-Leistungen selbst zahlen müssen. Weiter unten wird noch von Vorteilen die Rede sein, die der Status „Privatpatient“ mit sich bringt, obwohl sie nirgends verbindlich festgeschrieben sind.
Krankentagegeld und Krankenhaustagegeld
Wer sich mit einem Startup selbständig machen möchte, muss auch finanziell Vorsorge für den Krankheitsfall treffen. In der gesetzlichen Krankenversicherung besteht ein Anspruch auf Krankentagegeld, um den Verdienstausfall bei längeren Erkrankungen teilweise zu kompensieren. Wer privat versichert ist, muss dieses Risiko zusätzlich absichern. Die Summe des Krankentagegelds darf den tatsächlichen Verdienst jedoch nicht übersteigen. Dies muss im Krankheitsfall nachgewiesen werden.
Das Krankenhaustagegeld darf nicht mit dem Krankengeld verwechselt werden, weil es nur während stationärer Klinikaufenthalte gezahlt wird. Weder die private noch die gesetzliche Krankenversicherung beinhalten dies als Standardleistung. Es handelt sich um eine individuelle Zusatzleistung, für die zusätzliche Beiträge erhoben werden.
Vorteile der gesetzlichen Krankenversicherungen
Der wichtigste Vorteil liegt in der kostenlosen Mitversicherung von Kindern und nicht berufstätigen Ehepartnern. In einer privaten Versicherung müssen die Kinder und der nicht berufstätige Partner hingegen separat versichert werden. Wer frisch von der Uni kommt und sich als Gründer mit einem Startup selbstständig machen möchte, hat seine diesbezügliche weitere Lebensplanung meist noch nicht abgeschlossen, weswegen dieses Risiko schwer kalkulierbar ist. Darüber hinaus werden die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung automatisch dem Einkommen angepasst. Gründer können die künftige Einkommensentwicklung meist schwer einschätzen. Wenn sich das Einkommen nicht wunschgemäß entwickelt, können die Beiträge einer PKV unter Umständen nicht mehr tragbar sein, weil sie nicht dem sinkenden Einkommen angepasst werden.
Privat versichert = bessere medizinische Versorgung?
Die Ärzte sagen: Nein! Die Krankenhäuser sagen: Nein! Die Krankenversicherungen sagen: Nein! Die Politiker sagen: Nein! Sie alle müssen auch „Nein!“ sagen, weil gesetzlich vorgeschrieben ist, dass auch die gesetzlichen Versicherungen alle medizinisch notwendigen Leistungen bezahlen. Das stimmt insofern auch, als dass keinem Kassenpatienten teure Operationen oder teure Medikamente verweigert werden, wenn diese Behandlungen erforderlich sind. Die offizielle Sprachregelung lautet daher, dass die Vorteile von Privatpatienten eher im Bereich „Komfort“ anzusiedeln sind. Für das Einbettzimmer mag das gelten, für die Chefarztbehandlung sicher nicht mehr uneingeschränkt.
Unbestritten ist jedoch, dass Privatpatienten schneller Termine bei Fachärzten bekommen und deutlich kürzer im Wartezimmer warten müssen. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Ärzten, die nur Privatpatienten und Selbstzahler bedienen. Hier erhält man als Mitglied einer privaten Krankenkasse in aller Regel einen sehr zeitnahen Termin, wogegen gesetzlich versicherte beim Facharzt oft Wochen oder Monate auf einen Termin warten dürfen. Die kürzere Wartezeit mag als Komfortleistung bezeichnet werden, bei der schnelleren Terminvergabe ist diese Einschätzung fraglich. Wer Herzbeschwerden beim Kardiologen abklären lassen möchte, wird es sicher nicht als Frage des Komforts empfinden, ob er nach drei Tagen oder nach drei Monaten Klarheit erhält. Bei vielen Beschwerden entscheidet die Wartezeit auf einen Termin eben auch darüber, wie gut die medizinische Versorgung ist. Es wäre einfach paradox, wenn der schnellere Zugang von privat Versicherten zu Fachärzten überhaupt nichts mit der Versorgungsqualität zu tun hätte.
Zusätzliche Leistungen für Privatpatienten
Privat-Patienten können bei Fach- und Hausärzten zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen. Meist geht es dabei um zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, manchmal auch um alternative Therapieformen. Zu nahezu jeder dieser von den gesetzlichen Kassen nicht übernommenen Leistungen gibt es einen Expertenstreit, ob diese medizinisch wirklich sinnvoll sind.
Daher ist zumindest fraglich, ob die oft beeindruckend wirkenden Listen zusätzlicher Leistungen privater Versicherungen als wichtiges Entscheidungskriterium dienen sollten. Wer Unternehmer werden möchte und daher kaufmännisches Denken gewohnt ist, wird sicher nicht überrascht sein, dass einige Dinge auch nur deswegen gemacht werden, weil sie bezahlt werden. Nicht immer ist noch mehr Therapie nötig oder auch nur sinnvoll, weswegen gelegentlich auch von „übertherapierten“ Privatpatienten gesprochen wird.
Eine pauschale Empfehlung auszusprechen ist also nicht möglich. Wir von PeCon Invest beraten Sie gerne mit der Maßgabe die für ihre persönliche Situation und für Ihre Zukunftspläne optimale Lösung zu finden.